The Drifters

Genre Pop
Land USA

Die Drifters waren eine 1953 gegründete US-amerikanische Vokalgruppe des Rhythm & Blues, die bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1978 starken personellen Fluktuationen ausgesetzt war und insgesamt fünf Millionenseller wie Save the Last Dance for Me auf den Markt brachte. Trotz ihrer personellen Inkonsistenz gehörten sie zu den stilprägenden und -verändernden Gruppen dieses Musikstils. Ab 1976 formierten sich weitere Gruppen unter dem Namen Drifters, die noch heute auftreten. Unter dem einheitlichen Gruppennamen Drifters verbargen sich mindestens vier Formationen, deren Single-Platten teilweise durch die Plattenfirma Atlantic Records als A- und B-Seite vermischt wurden.


Leadtenor Clyde McPhatter sang seit 1950 bei der Rhythm & Blues-Vokalgruppe Billy Ward & His Dominoes. Mit diesen trat McPhatter als Leadsänger bis April 1953 auf. Als Ahmet Ertegün von Atlantic Records am 6. Mai 1953 eine Show mit den Dominoes im berühmten Birdland aufsuchte, musste er feststellen, dass die Dominoes ihren Leadsänger McPhatter gefeuert hatten. Ertegün machte McPhatter ausfindig, ließ ihn eine neue Vokalgruppe zusammenstellen und schloss am 7. Mai 1953 mit ihm einen Plattenvertrag. Die erste Aufnahmesession von Clyde McPhatter & The Drifters war bereits für den 28. Juni 1953 anberaumt. Hastig suchte er nach passenden Mitgliedern aus Gospelgruppen, die er in William „Chick“ Anderson, David Baughn und David Baldwin (Tenor) als erste Formation der neuen Vokalgruppe fand. Nach intensiven Proben mit Jesse Stone betraten die Drifters erstmals zum Termin das Tonstudio, in dem sie u. a. von Sam „The Man“ Taylor und Ben Webster (Tenorsaxophon), Jesse Stone (Piano) und Mickey Baker (Gitarre) instrumental begleitet wurden. Die vier entstandenen Aufnahmen verdeutlichten dem Produzenten Ertegün, dass eine neue Gruppe zusammengestellt werden musste; denn für eine erfolgreiche Veröffentlichung reichte die Qualität nicht aus. Zum zweiten Aufnahmedatum 9. August 1953 erschien neben dem Leadtenor McPhatter mit Bill Pinkney (Bassbariton oder Tenor), Andrew „Bubba“ Thrasher (Zweiter Tenor), Bruder Gerhart „Gay“ Thrasher (Bariton) und Willie Ferbie (Bass) eine völlig neu zusammengesetzte Gruppe. Es handelte sich um eine der ersten Aufnahmesessions, bei denen Ertegün und Jerry Wexler als Produzenten auftraten. Fünf Titel waren das Ergebnis, von denen Money Honey im September 1953 veröffentlicht wurde, für elf Wochen die R&B-Hitparade anführte und zwei Millionen Exemplare verkaufte. Selbst die B-Seite Lucille – aus der ersten Session vom 28. Juni 1953 mit völlig anderen Gruppenmitgliedern – erreichte noch Rang 7 der R&B-Hitparade. Die personelle Ausgangsbasis für eine erfolgreiche Plattenkarriere schien gefunden.


Die dritte Session fand am 12. November 1953 statt, aus der mit erneut vier Titeln das wilde Such A Night als potenzieller Hit herausragte. Wiederum vier Aufnahmen wurden aus der vierten Session vom 4. Februar 1954 konserviert, darunter das calypso-ähnliche Honey Love, eine außergewöhnliche Version von White Christmas und der Boogie-Woogie Watcha Gonna Do. McPhatter lieferte leidenschaftlich-intensive und glaubwürdige Aufnahmen ab. Seine gefühlvolle Intonierung in Kombination mit melodischem Verständnis waren einzigartig. Die fünfte und sechste Session vom 14. März 1954 und 24. Oktober 1954 brachte kein hitfähiges Material hervor.

Inzwischen war McPhatter im Mai 1954 zur Armee eingezogen worden, konnte jedoch weiterhin an Aufnahmesessions teilnehmen, da er in den USA (Buffalo/New York) stationiert war. Seinen 50%igen Anteil am Namen der Gruppe hatte er zeitgleich an den Manager George Treadwell verkauft, sodass dieser den Gruppennamen über die Firma The Drifters Inc. nunmehr vollständig kontrollierte. Nach seiner Entlassung startete McPhatter im Juli 1955 eine Solokarriere, die zunächst bei Atlantic Records am 25. August 1955 mit Seven Days begann. Es folgte ein Duett mit Ruth Brown am 29. August 1955 und dem Song Love Has Joined Us Together. Am 19. April 1956 wurde er wieder aus der Armee entlassen.

 
Die vakante Stelle eines Leadtenors bei den Drifters wurde im April 1955 mit Bobby Hendricks als bereits sechstem Leadtenor besetzt, auch Tenor Johnny Moore war neu hinzugekommen. In dieser Konstellation entstanden am 19. September 1955 in Los Angeles fünf Titel, von denen Adorable (geschrieben vom Platters-Manager Buck Ram) und den 16-taktigen Blues Ruby Baby (geschrieben von Leiber/Stoller) zu erwähnen sind. Zu jener Zeit schloss Atlantic Records mit Leiber/Stoller einen Produktionsvertrag, der ihnen auch musikalischen Zugang zu den Drifters verschaffte. Sie schrieben für die Drifters insbesondere Fools Fall in Love und Drip Drop, insgesamt verfassten sie acht Titel für die Drifters. Charly Hughes ersetzte Andrew Trasher, Tommy Evans kam für Bill Pinkney. Die hohe personelle Fluktuation wir sicherlich Hauptgrund für die geringen Erfolge der Gruppe zwischen Dezember 1955 und August 1958, denn im Sommer 1957 wurden Moore und Hughes zur Armee einberufen und erforderten neues Personal und veränderte musikalische Orientierung. Bis Mai 1958 konnten die Drifters 13 Charthits vorweisen.

In der Session vom 28. April 1958 unter erstmaliger Produktionsleitung von Leiber/Stoller hatten die Drifters (in der Formation Bobby Hendricks, Gerhart Thrasher, Jimmy Millender und Tommy Evans) unter anderem Drip Drop aufgenommen; Hendricks hatte eine Woche später die Gruppe jedoch verlassen. Die Drifters standen somit ohne Leadsänger da, als ihr Auftritt im Apollo-Theater ab 30. Mai 1958 anstand. Hendricks entschloss sich auf Bitte des Managers George Treadwell, diesen Auftritt noch als Leadsänger durchzuführen. Seit über einem Jahr war die Gruppe nunmehr ohne Hit. Manager Treadwell hörte sich die als erste auftretenden The Crowns an und war von ihrer Performance derart überzeugt, dass er sie hinter der Bühne fragte, ob sie die Rolle der neuen Drifters übernehmen könnten. Mit ihrer Zusage feuerte er die bisherigen Drifters noch nach ihrem Auftritt komplett.


Es dauerte jedoch noch bis zum 6. März 1959 für eine erste Aufnahmesession der neuen Drifters in der Besetzung Ben E. King (Lead-Tenor) Charlie Thomas (Tenor), Doc Green (Bariton) und Elsbeary Hobbs (Bass). Mit dem nicht von Leiber/Stoller komponierten hypnotischen There Goes My Baby brachten die Produzenten die Drifters zurück zum Erfolg, denn Wexler versprach sich bessere Crossover-Erfolge auf dem Popmarkt. Dabei waren die Voraussetzungen hierfür nicht gut. Der Rhythm & Blues-Sound des Songs wurde am 6. März 1959 in den Coastal-Studios mit vier Geigen und einem Cello, von Stan Applebaum arrangiert, unterlegt. „Bei den Drifters kannst Du keine Geigen einsetzen“, war die unausgesprochene Devise in der Musikbranche. Chef-Produzent Jerry Wexler war entsetzt: „Das hört sich an wie zwei sich überlagernde Radiosender“ und wollte den Song zunächst nicht veröffentlichen. Nach großen Widerständen kam es dennoch zur Veröffentlichung im Mai 1959 – die Single avancierte zum nächsten Millionenseller. Leiber/Stoller unterlegten die meisten der kommenden Drifters-Songs ebenfalls mit Geigen und zudem mit lateinamerikanischen Rhythmen wie Rumba, Samba oder Tango, bislang im Rhythm & Blues undenkbar und experimentell. In den Bell Sound Studios entstand unter anderem am 23. Dezember 1959 This Magic Moment mit einem Rumba-Rhythmus.


Atlantic Records positionierte Leadsänger Ben E. King erfolgreich als Solist, seine bei den Drifters freiwerdende Stelle wurde im September 1960 durch Rudy Lewis ersetzt. Mit dem am 19. Mai 1960 entstandenen und im Juni 1960 erschienenen Millionseller Save the Last Dance For Me gelang den Drifters ihre einzige Nummer eins in der Pop-Hitparade und der internationale Durchbruch, der Zenit ihrer Karriere war erreicht.


In der Session vom 1. Februar 1961 mit dem neuen Leadtenor Rudy Lewis waren die Autoren Doc Pomus/Mort Shuman mit Room Full of Tears und Sweets For My Sweet vertreten, Please Stay war komponiert von Burt Bacharach/Bob Hilliard und Some Kind of Wonderful stammte aus der Feder von Gerry Goffin/Carole King. Die Session vom 13. Juli 1961 präsentierte die Gospelaires als Hintergrundchoir mit Cissy Houston, Doris Troy, Dee Dee Warwick und deren Schwester Dionne Warwick. Alle von ihnen, insbesondere Dionne Warwick, sollten später eine eindrucksvolle Solokarriere beginnen. Es wird kolportiert, dass Bacharach in dieser Session Dionne Warwick entdeckte. Aus der Aufnahmesession vom 28. Juni 1962 ging unter anderem Up on the Roof, einer Komposition von Goffin/King, hervor. Das Lied schildert die städtische Ruhelosigkeit, wonach nur auf dem Dach die Alltagssorgen verfliegen. Barry Mann/Cynthia Weil zeichneten verantwortlich für das am 22. Januar 1963 entstandene On Broadway, der neunten Aufnahmesession für Leiber/Stoller als Produzenten für die Drifters, dessen Text von Jugendlichen handelt, die auf dem Broadway vom Starruhm träumen. Hier spielt Phil Spector ein Gitarren-Obligato. Mit der 13. Session am 22. August 1963 beendeten Leiber/Stoller ihren Produzentenjob. Als Produzent folgte Bert Berns ab 12. Dezember 1963.

Als unerwartet der Leadtenor Rudy Lewis an seiner Drogensucht verstarb, musste eine Aufnahmesession um einen Tag auf den 21. Mai 1964 verschoben werden, damit Johnny Moore als Ersatz einspringen konnte. Noch beeindruckt vom Tod ihres Leadsängers, präsentierten die Drifters Under the Boardwalk. Ab 22. Oktober 1964 produziert kurzzeitig Tom Dowd, auch die Session vom 10. November 1964, in der erstmals ein Drifters-Album entsteht. Die bisherigen LPs waren lediglich Kompilationen der Single-Hits. Berns produzierte bis zum 26. Juli 1966. In dieser Phase war Johnny Moore beteiligt, der als Leadsänger zehn Wechsel von Gruppenmitgliedern verkraften musste.

Ihr langjähriger Manager George Treadwell, der meist für die Personalwechsel verantwortlich zeichnete, starb am 14. Mai 1967. Seine Frau Faye übernahm den Job, doch bis zum Ende des Plattenvertrages mit Atlantic Records 1972 kamen keine Hits mehr. Ain't It the Truth (5. Mai 1967; letzte Notiz der R&-B-Charts mit Rang 36), Still Burning in My Heart (Januar 1968), Steal Away (10. März 1969), You Got to Pay Your Dues (24. April 1970) oder A Rose By Any Other Name (5. Januar 1971) blieben allesamt erfolglos. Zwischen 1959 und 1966 brachten es die Drifters auf 21 Top-10-Hits in der Pop- und R&B-Hitparade, davon drei Millionensellers, ermöglicht durch eine Reihe ambitionierter Autoren aus dem Brill Building wie Goffin/King, Mann/Weil, Pomus/Shuman oder auch Burt Bacharach/Hal David. Das Repertoire der Drifters repräsentierte das Who Is Who der Pop-Komponisten. Als die Gruppe sich erneut trennte, scharte Pinkney eine Gruppe um sich, die zuvor als The Tears aufgetreten war. Benny Anderson, George Wallace, Albert Fortson und Mark Williams wurden mit Pinkney zu den Original Drifters.

No more entries to show...
No more entries to show...
Powered by Music Collection for Joomla!